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Strategie zur hausärztlichen Versorgung

Herleitung und Hintergrund zur Strategie-Entwicklung

Bundesweit zeichnet sich ab, dass es immer weniger Hausärzte und Hausärztinnen gibt. Diese Situation spitzt sich weiter zu, weil es immer mehr ältere und weniger junge Menschen gibt und weil die Arbeitsvorstellungen sich verändert haben. Viele Regionen werden künftig unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein. Auch die Verlaufsdaten der hausärztlichen Versorgung auf Landkreis-, Länder- und Bundesebene zeigen, dass die Lage nicht besser wird.

Die Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) gründete bereits im Jahr 2019 den Arbeitskreis „Hausärztliche Versorgung“, weil man einvernehmlich den Bedarf erkannt hat. Im Arbeitskreis sind unter anderem die Städte und Gemeinden, Kreisärzteschaft Ravensburg, AOK, Hochschule, das Landratsamt sowie Kreistagsabgeordnete vertreten. Der Kreistag erteilte den Auftrag eine Strategie für die zukünftige hausärztliche Versorgung in den Gemeinden zu entwickeln.

Eine Ende 2022 durchgeführte Umfrage bei Hausärztinnen und -ärzte sowie bei den Kommunen im Landkreis Ravensburg hat ergeben: Nahezu 40 % der befragten Hausärztinnen und Hausärzte möchten in den nächsten 5 Jahren ihre ärztliche Tätigkeit aufgeben. Fast 75 % schätzen, dass die Nachfolgesuche sich als sehr schwierig gestaltet. Die Gemeinden nehmen ebenfalls wahr, dass die Alters- und Versorgungsproblematik schwieriger wird. Die objektiven Daten zur Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bestätigen diese Umfrageergebnisse. Das Gesundheitsamt hat eine tiefergehende Aufarbeitung vorgenommen. Die Untersuchung zeigt eine uneinheitlich aufgebaute Lage auf, was die vorhandenen Mittel und Aktivitäten im Landkreis betrifft. Das verhält sich nicht nur zwischen Städten und ländlichen Gemeinden so, sondern auch zwischen den Gemeinden im ländlichen Raum.

Zentrale Schlussfolgerung aus der Gesamtuntersuchung ist, dass eine pauschale Lösung wohl nicht zum Ziel führt, wenn man die hausärztliche Versorgung im Landkreis Ravensburg sicherstellen möchte. Es braucht dagegen zeitnahe gemeinsame Initiativen und Anstrengungen, damit sich die Situation nicht weiter zuspitzt.

Wir leiten daraus folgende Handlungsfelder und Hypothesen ab:

  • Vernetzung: Es braucht Zusammenschlüsse von Gesundheits- und kommunalen Akteuren und Akteurinnen, um gemeinsam die Versorgungssituation zu entlasten.
  • Nachwuchsgewinnung: Der Mangel an Personal macht die Arbeit der Hausärztinnen /-ärzte schwieriger. Es sollten Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung für den Landkreis gewonnen werden und die bereits arbeitenden Hausärztinnen /-ärzte sollen langfristig im Landkreis tätig bleiben.
  • Gesundheitssystem und Struktur: Unser komplexes, oftmals bürokratisches Gesundheitssystem ist mit hohem Arbeitsaufwand verbunden und beansprucht ärztliche Ressourcen. Um bestimmte Arbeitsbereiche effektiver zu gestalten, sind zwar landes- oder bundesweite Systemänderungen nötig. Es gibt aber auch Ansatzpunkte auf kommunaler Ebene.
  • Digitalisierung: Die digitalen Anforderungen und Kosten zur Telematik-Infrastruktur nimmt man als herausfordernd wahr. Sie bieten allerdings auch Möglichkeiten und Erleichterung und sollten deshalb angegangen werden.

Hinzu kommt das übergreifende Thema Gesundheitsförderung und Prävention. Das in den vier genannten Handlungsfeldern integriert werden muss. Die Potenziale in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung sind bisher nicht ausgeschöpft. Es sollte ein Umdenken zu diesem Thema beginnen. Hierdurch können wir das Gesundheitswesen langfristig entlasten. Wir können somit auch die Selbstbestimmung und das Wohlbefinden aller Bürger/innen stärken.

Gesundheitsförderung und Prävention Handlungsfelder - eine Infografik mit den vier genannten Handlungsfeldern

Strategie

Der Kreistag hat am 19. Oktober 2023 die nachfolgende Strategie beschlossen.

Die im Arbeitskreis Hausärztliche Versorgung in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt ausgearbeitete Strategie sieht vor, einen Steuerungskreis und entsprechende Arbeitsgruppen (AG) einzurichten. Der Steuerungskreis und die Arbeitsgruppen bearbeiten die genannten Handlungsfelder zielgerichtet. Dazu ist nötig, dass sich alle Akteure und Akteurinnen rund um die hausärztliche Versorgung fachlich und inhaltlich mit ihrem Expertenwissen beteiligen. Es bedarf tiefergehende Betrachtungen, um die Zielsetzungen und konkrete Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen definieren zu können. Die Arbeitsgruppen müssen dann die Maßnahmen planen, umsetzen und auswerten. Zur Unterstützung richten wir langfristig eine gemeinsame, koordinierende Stelle zur Hausärztlichen Versorgung (Stellentitel: Koordinierung hausärztliche Versorgung) ein. Diese Stelle ist dann im Landratsamt Ravensburg angesiedelt. Bei dieser Stelle sollen die Fäden der komplexen Thematik rund um die hausärztliche Versorgung zusammenlaufen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die vorgesehene Struktur der Strategie:

Vorgesehene Struktur der Strategie Hausärztliche Versorgung mit dem Steuerungskreis an der Spitze, darunter die koordinierende Stelle, darunter wiederum die Arbeitsgruppen zu den vier Handlungsfeldern

Der Landkreis hat keinen gesetzlichen Auftrag zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung. Daher sollte der Landkreis die koordinierende Stelle zur Hausärztlichen Versorgung auch nicht alleine tragen. Aus diesem Grund sollen möglichst viele Akteure und Akteurinnen mitfinanzieren und inhaltlich unterstützen. Hierfür sind wir bereits im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, AOK, GKV-Spitzenverband (Spitzenverband Bund der Krankenkasse) und Ersatzkassen, Kreisärzteschaft Ravensburg, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration sowie IHK (Industrie- und Handelskammer). Die Stelle wird im gehobenen Dienst für 2 Jahre im Umfang von 0,5 VZÄ (Vollzeitäquivalent, das heißt Teilzeit 50%) befristet sein.

Eine Auswertung der Strategie begleitet den kontinuierlichen Prozess. Sie soll die Effektivität und den Wert der Strategie aufzeigen. Wir informieren den Kreistag regelmäßig über den Fortschritt.

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