„Wir sind dabei!“ Kampf den multiresistenten Krankheitserregern​ - MRE-Netzwerk Ravensburg wird 2 Jahre alt

Kreis Ravensburg – zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle in deutschen Krankenhäusern gehen bundesweit auf so genannte multiresistente Erreger (MRE) zurück. Hinter diesem Begriff beherbergen sich Krankheitserreger, denen Antibiotika und andere Medikamente nichts mehr anhaben können. Ursache für diese fatale Immunität ist oft das zu frühe Absetzen verordneter Medikamente, aber auch mangelhafte Hygiene in medizinischen Einrichtungen.

Ihnen hat seit nunmehr zwei Jahren das im Ravensburger Gesundheitsamt angesiedelte MRE-Netzwerk Ravensburg den Kampf angesagt. 

Wer kennt das nicht: der Arzt verschreibt Antibiotika, im Beipackzettel wiederholt sich, worauf der Arzt bereits eindringlich hingewiesen hat, nämlich die Ermahnung, das Medikament auch nach Abklingen der ersten Beschwerden unbedingt noch weiter einzunehmen. Eine diffuse Angst vor den Nebenwirkungen sorgt aber oft dafür, dass der Patient die restlichen Pillen entsorgt kaum dass es ihm wieder besser geht. In diesem Fall sind nach Auskunft von Dr. Anna Fischer, der Leiterin des MRE-Netzwerkes im Ravensburger Gesundheitsamt, die Nebenwirkungen wirklich fatal: die Krankheitserreger werden in diesen Fällen zwar geschwächt, überleben die medizinische Attacke aber dann doch „mit letzter Kraft“ und „lernen“ daraus mit der Folge, dass ihnen dieses Medikament bei ihrem nächsten „Angriff“ nichts mehr anhaben kann: sie sind immun dagegen geworden! Ein weiterer Grund für das Vordringen dieser kaum mehr zu bekämpfenden Erreger ist die oft nur unzureichende Hygiene in Krankenhäusern. Oft, so Fischer, reicht allein die regelmäßige und gründliche Desinfektion der Hände des medizinischen und pflegerischen Personals um den Patienten längere Klinikaufenthalte oder noch Schlimmeres zu ersparen. Krankheitserreger, die sich mit Penicillin oder anderen herkömmlichen Antibiotika nicht mehr behandeln lassen, sind in der Regel zwar keine Gefahr für gesunde Personen, beruhigt die Fachfrau, für die bereits ohnehin geschwächten Patienten eines Krankenhauses stellen sie jedoch eine ernsthafte Gesundheitsbedrohung dar und können im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden.

Wie lernfähig Krankheitskeime sind, zeigt sich nach Auskunft von Dr. Fischer übrigens auch am Beispiel von Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters oder chronischer Erkrankungen langfristig Antibiotika und daneben auch noch andere Medikamente einnehmen müssen. In diesen Fällen können Krankheitserreger allein durch den Kontakt mit verschiedenen Medikamenten neue Resistenzen zu entwickeln. Und nicht nur das: bereits resistente Erreger haben die Fähigkeit, ihre Resistenzen auf andere Bakterienstämme zu übertragen.

Im Rahmen des vor zwei Jahren gegründeten MRE-Netzwerks haben sich deshalb eine Vielzahl von Krankenhäusern, Heimen, Arztpraxen und andere Einrichtungen unter dem Motto „Wir sind dabei!“ zum Ziel gesetzt, gemeinsam die Weiterverbreitung solcher Keime zu verhindern. Vieles ist seither bereits geschehen, freut sich MRE-Netzwerkerin Fischer, der eine „deutlich verbesserte“ und kreisübergreifende Kommunikation zwischen allen beteiligten Institutionen ganz besonders am Herzen liegt. So wurde beispielsweise ein standardisierter Überleitbogen eingeführt, der mittlerweile immer dann zum Einsatz kommt, wenn Patienten verlegt werden, die besonders resistente Erreger in sich tragen.
„Unsere Gegner sind überaus lernfähig, also müssen wir sie darin noch übertreffen“, beschreibt Anna Fischer die MRE-Marschrichtung. Die Bereitstellung einheitlicher Hygienestandards für alle medizinischen Einrichtungen und die Früherkennung und Behandlung betroffener Patienten zählen ebenso dazu wie auch die sorgfältige Information der Bevölkerung.

Weitere Informationen zum MRE-Netzwerk und zum Thema multiresistente Erreger finden Sie auf der Homepage des Landratsamtes Ravensburg (www.landkreis-ravensburg.de) in der Rubrik Gesundheit/MRE-Netzwerk.


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Ravensburg, den 17.06.2014

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